Pater René auf Reise in den Amazonas
Wie manche von der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring schon erfahren haben, durfte ich vor der Sommerpause eine mehrwöchige Projektreise in den Amazonas am Äquator im Norden Brasiliens unternehmen.
Da ich schon 13 Jahre in Brasilien lebte und vorher während 10 Jahren bei der Caritas Schweiz für Entwicklungsprojekte in Brasilien arbeitete, erhielt ich ganz unerwartet die Einladung von meinen ehemaligen Freunden in Brasilien, am „Projeto Amazônia 2023“ in Altamira am Xingu-Fluss teilzunehmen Vor circa 15 Jahren – auf Bitte der brasilianischen Bischofskonferenz CNBB – wurde dieses Projekt von der Fokolar-Bewegung gestartet, woran ich während mehrerer Jahre federführend beteiligt war. Diese alljährliche Initiative will dazu beitragen, dass die Kirche in den weit abgelegten Gebieten stärker präsent sein kann.
Viele Leute aus unserer Pfarreiengemeinschaft Ottmaring haben mir geholfen, die finanziellen Mittel für diese Reise aufzubringen (Reisekosten, Realisierungskosten für das Projekt selber, Unterhalt der 40 Freiwilligen während des Aufenthaltes, usw.). Aus diesem Grunde fühlte ich mich irgendwie als „Gesandter“, um ein kleines Zeichen zu sein für eine geschwisterliche Welt.
Die Kirche dort muss sich vielen Herausforderungen stellen. Die Distanzen zu den kleinen, weit verstreuten Gemeinden sind gewaltig; die Wege sind sehr prekär, oft auch unpassierbar und viele Kapellen sind nur mit Boot oder Kanu zu erreichen. Vor allem fehlen Priester, Ordensleute und engagierte Laien. Der Bischof von Altamira erzählte, dass sein Bistum 160.000 Quadratkilometer groß sei. Darauf sagte ich ihm „so hätte die Schweiz 4 mal Platz darin.“
Als Beispiel: Raimundo, der einzige Pfarrer der ganzen Region des Projektes, empfing unser fast 40-köpfiges Team mit großer Freude und überließ uns dann sogleich das Feld, weil er selber für mehrere Tage zu einer 50 km (!) entfernten Kapelle fahren musste. Sein Gefährt war ein bescheidenes Motorrad mit der Aufschrift „Áreal Pastoral Assurini“ (Seelsorgeeinheit Assurini). Er hat keine andere Hilfe für die Seelsorge, keine Ordensschwestern; er ist einfach dort allein für diese ausgedehnte Pfarrei. Viele Christen der weit verstreuten und abgelegenen Dörfern können oft nur 2 bis 3 mal pro Jahr die Heilige Messe feiern.
Vielleicht gibt es engagierte und fähige Laien vor Ort (meistens Frauen!), die sich getrauen, den sonntäglichen Wortgottesdienst zu leiten. Unser Freiwilligen-Team bestand aus einer Gruppe für medizinische Grundversorgung: Ärzte (auch Spezialisten; denn diese gibt es nur in den weit entfernten Hauptstädten), Pflegekräfte, Psychologen, Lehrpersonal für Lektionen zur Früherkennung von Krankheiten usw. Die zweite Gruppe der Freiwilligen beschäftigte sich mehr mit integraler Förderung der lokalen Bevölkerung, je nach den lokalen Bedürfnissen wie Minikurse, Beschäftigungstherapie, Gemeinschaftsarbeiten, Nähkurse und Bastelkurse zur Förderung von Handfertigkeiten und Selbstvertrauen, Spiel und Sport für Kinder und Jugendliche, Orientierungsgespräche für Frauen, Förderung ihres Selbstbewusstseins. Agronomen informierten Kleinbauern mit Kakao-Pflanzungen, wie sie sich in Genossenschaften organisieren können, um weniger von den Zwischenhändler abhängig zu sein. Ich als einziger Priester unserer Freiwilligengruppe war mit Gottesdiensten und Gesprächen beschäftigt.
Es waren intensive Wochen und auch ein wenig strapaziös wegen dem permanent heißen Klima von circa 32° C und 80 bis 90 Prozent Luftfeuchtigkeit. Aber diese Erfahrung war der Mühe wert, so einen kleinen Ausschnitt der universellen Kirche kennenzulernen, den Menschen dort die Nähe, die Solidarität und konkrete Nächstenliebe durch die Kirche zu bringen. Es war uns allen bewusst, dass diese Aktion nur einen Tropfen auf einen heißen Stein ist, und trotzdem würde er fehlen … im Glauben, dass auch so die universelle Geschwisterlichkeit erfahrbar wird, wie Jesus sie erbeten hatte „Vater, gib, dass alle eins seien.“
Nochmals ein herzliches Dankeschön für all die Gebete, die mich von der Pfarreiengemeinschaft Ottmaring begleitet haben und für die konkreten Zuschüsse, die all dies ermöglichten.
Text und Fotos: Pater René
Bildervortrag zur Reise
Im Oktober wurde ich vom Seniorentreff in Ottmaring eingeladen, einen Bildervortrag von meiner Amazonasreise zu halten, was zu einer schönen Erfahrung wurde.
Falls andere Gruppierungen der Pfarreiengemeinschaft auch eine ähnliche Veranstaltung organisieren möchten, bin ich gerne dazu bereit. Es genügt, sich im Pfarrsekretariat in Ottmaring (oder auch bei mir) zu melden.